Etappe 5 – Nordkorsika: Wo Kurven keine Pause machen
Der Tag begann verheißungsvoll. Sonnige 22 Grad in Bastia, ein leichter Wind, der durchs Gepäck raschelte, und das beruhigende Gefühl, dass alles sitzt: Maschine, Sitzposition, Stimmung. Wir rollten früh los, Richtung Norden, dem Cap Corse entgegen – 255 Kilometer standen auf dem Programm, das meiste davon kurvig. Sehr kurvig.
Der erste Abschnitt war ein Fest für alle Sinne. Die Landschaft karg, felsig und doch wunderschön. Immer wieder gaben die Straßen den Blick auf das tiefblaue Meer frei, das weit unter uns an die steilen Klippen schlug. Eine Kurve jagte die nächste, flüssig, harmonisch – ein Tanz auf zwei Rädern.
Aber Korsika wäre nicht Korsika, wenn es sich nicht zwischendurch doch nochmal kurz in Erinnerung rufen würde, wer hier das Sagen hat: Ein kleiner Regenstreifen in den Bergen zwang uns zur Konzentration. Nichts Dramatisches, aber genug, um die Reifen kalt und die Sicht etwas milchig zu machen. Kaum war das Tal wieder erreicht, kehrte auch die Sonne zurück – als wäre nichts gewesen.
Bis Calvi war es fast perfektes Fahren. Wir waren im Rhythmus, ganz im Flow mit der Straße – Körper, Maschine und Kurve als Einheit. Dann änderte sich das Spiel.
Die Küstenstraße südlich von Calvi wurde rauer, enger, holpriger. Asphaltstücke wechselten sich mit Pisten-Feeling ab, die Kurven wurden unübersichtlicher, oft mit unsauberen Ausfahrten oder Schotter in der Linie. Rennstrecke war gestern – jetzt war Abenteuer. Manche Abschnitte hatten schon fast „Rotweinfleck auf der Landkarte“-Charakter: eng, brüchig, wild.
Die letzten 100 Kilometer bis Porto (Porto Ota) zogen sich. Nicht, weil sie langweilig waren – im Gegenteil. Sie forderten uns. Jede Kurve war Arbeit, jeder Ausweichgriff auf Schotter ein kleines Adrenalinstück. Es war einer dieser Abschnitte, wo man irgendwann aufhört zu zählen – und nur noch fährt.
Zum Glück hatten wir unser Hotel unterwegs bereits gebucht. Als wir in Porto ankamen, brauchten wir nicht mehr nach Unterkünften suchen – wir wollten nur noch raus aus den Klamotten. Die Maschinen parkten wir am Hang, zogen die staubigen Stiefel aus und stiegen direkt den Berg hinunter zum nächsten Restaurant.
Ein kühles Getränk in der Hand, salzige Haut, müde Beine – und dann ein Essen, das genau richtig war: einfach, herzhaft, ehrlich. Der perfekte Abschluss für einen Tag, der uns alles abverlangt und dafür reich belohnt hatte.
Fazit des Tages: Korsika schenkt dir nichts – aber wenn du es annimmst, bekommst du etwas zurück, das du nicht vergisst.




