Der Morgen in Porto Ota begrüßte uns mit Postkartenwetter. Blauer Himmel, klare Sicht, das erste Licht auf den roten Granitfelsen – genau die Art von Start, die einem das Grinsen unter dem Helm festzementiert. Die Maschinen schnurrten, und wir machten uns auf in Richtung Süden, zunächst entlang der spektakulären Küstenstraße nach Cargèse . Diese Strecke war Motorradkino pur: Klippen, Meerblick, fließende Kurven. Und weil wir früh unterwegs waren, gehörte uns die Straße fast allein – eine der wenigen Strecken, bei denen man vergisst, wie viele Kilometer man schon gefahren ist. Nach Cargèse bogen wir ins Landesinnere Richtung Ajaccio ab. Die Straßen wurden enger, die Landschaft dichter, die Berge wuchsen wieder. Ajaccio ließen wir zügig hinter uns – zu viel Trubel, zu wenig Kurve – und tauchten ein in den verborgenen, wilderen Teil der Insel. Was jetzt folgte, war eine Fahrt durch Korsikas grüne Seele : Kleine, verwegene Wege, kaum asphaltiert, oft kaum einspurig, von der...
Die Nacht in Livorno war besser als erwartet. Das Hotel schlicht, aber solide – und das Restaurant, das wir am Abend fanden, war ein Volltreffer. Italienische Küche ohne Show, aber mit Seele: Pasta wie sie sein muss, ein kühler Weißwein, und Gespräche über vergangene Touren, neue Ziele – und ein bisschen über Martin. Die Vorfreude auf Korsika war greifbar. Am Morgen machten wir uns früh auf den Weg zum Hafen . Diesmal lief alles rund: Die Tickets griffbereit, der Check-in zügig, das Einweisen der Maschinen professionell. Die Fähre, ein eher nüchternes Arbeitstier, nahm uns auf, verzurrte uns im Bauch, und dann hieß es: Vier Stunden Überfahrt. Wir nutzten die Zeit zum Runterkommen. Der Blick übers offene Meer, der Fahrtwind an Deck, das gleichmäßige Dröhnen der Maschinen im Schiffsrumpf – eine stille Einstimmung auf das, was vor uns lag. Keine Hektik, kein Stress. Nur das Meer. Und irgendwann: Bastia am Horizont . Die Ankunft auf Korsika fühlte sich an wie ein Neuanfang. Da...
Es ist sehr lange still gewesen hier. Zu lange. Dieser Blog, einst voller Geschichten von endlosen Pässen, verregneten Küsten und unverhofften Sonnenaufgängen, lag brach. Nicht, weil uns das Reisen vergangen wäre – sondern weil das Leben manchmal Wege nimmt, die einen innehalten lassen. Wir waren einmal zu dritt: Drei Freunde, drei Motorräder, drei Kompasse, die immer nach Süden zeigten. Jahrzehntelang sind wir zusammen durch Europa gefahren – von der rauen Atlantikküste bis zu den Pässen des Balkans. Wir nannten uns mit einem Augenzwinkern die Xenonbande – benannt nach den hellen Augen unserer Maschinen und dem noch helleren Wahnsinn, mit dem wir uns in jedes neue Abenteuer gestürzt haben. Im letzten Jahr hat uns das Schicksal hart getroffen. Einer von uns ist plötzlich verstorben – ohne Vorwarnung, ohne Chance auf Abschied. Es war, als wäre ein Radlager in der Seele gebrochen. Seitdem sind wir nur noch zu zweit auf der Straße. Doch wenn wir fahren, fährt er mit. In unsere...