Etappe 11 – Von der Sauna in die Berge: Über die Abruzzen nach L’Aquila

 

Der Tag begann vielversprechend – mit einem Frühstück, das seinen Namen auch verdient. Kein improvisierter Keks, kein Schnellkaffee – sondern ein ausgiebiges Mahl in unserer Ferienwohnung, das den Grundstein für einen langen Tag legte.


Der Blick zum Himmel war grau, und so entschieden wir uns für die sichere Variante: Regenklamotten überziehen. Nur dumm, dass der Himmel uns keinen Regen, sondern 25 Grad und feuchte Schwüle bescherte. Schon die ersten Kilometer raus aus Pompeji fühlten sich an wie Fahren im eigenen Dampfgarer.


Enge, verstopfte Straßen, Hupkonzerte, Mülltonnen und Lieferwagen – die Ausfahrt aus Pompeji war ein Geduldsspiel. Aber: Ab Nola änderte sich das Bild. Die Straßen wurden breiter, der Verkehr weniger – und am Horizont tauchten die Abruzzen auf.


Unser Routenplaner war offensichtlich romantisch veranlagt: Die Strecke war landschaftlich grandios – aber fahrerisch eine Mischung aus Eselsweg und Abenteuerpfad. Rissiger Asphalt, enge Kehren, und Abschnitte, bei denen man sich fragte, wann hier zuletzt jemand mit einem Auto durchgekommen ist.



Aber das Wetter war gut, die Laune noch besser – und irgendwann zogen wir die Regenklamotten wieder aus, erleichtert über jede kühle Brise, die uns zwischen den Kurven erwischte.


Dann ging es über zwei kleinere Pässe hinauf auf die Hochebene der Abruzzen – auf knapp 1000 Meter Höhe, mitten in einen Nationalpark, in dem laut Schildern Wölfe und Bären leben. Auch wenn wir keinem begegnet sind, war allein der Gedanke an Raubtiere im Hintergrund ein schönes Gegengewicht zum Straßenlärm der Vortage.



Die Landschaft wurde weit, fast meditativ. Grüne Wiesen, bewaldete Hügel, keine Städte, keine Werbung – nur Motorrad, Asphalt, Himmel. Eine willkommene Pause vom touristischen Trubel der vergangenen Tage.




Am Horizont schließlich: L’Aquila. Eine Stadt, die nach dem Erdbeben 2009 langsam wieder aufgebaut wurde – und die heute eine seltsame Mischung aus Baustelle, Geschichte und stillem Charme bietet.



Die letzten Kilometer rollten wir entspannt hinein, parkten die Maschinen, schlüpften aus der Ausrüstung – und dann wie gewohnt: Umziehen, duschen, ab zum Essen.


Fazit des Tages: Italien kann mehr als Meer, Trubel und Trattoria – die Abruzzen sind rau, einsam, wunderschön. Und nach den heißen Tagen im Süden eine wahre Wohltat für Geist, Maschine und Fahrer.

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