Etappe 12 – Vom Erdbeben ins Heilige, durch die Hitze Umbriens nach Poppi

Auch dieser Tag begann mit einem bewährten Ritual: Frühstück aus eigener Hand, am Vorabend organisiert, einfach, aber gut – wie es sich auf Tour gehört.


L’Aquila ließen wir rasch hinter uns. Der Verkehr war dünn, die Stadt immer noch geprägt von den Folgen des verheerenden Erdbebens von 2009. In Stille geht es weiter.

Unsere Route führte uns nordöstlich, in Richtung Amatrice – ein Ort, der das Beben noch viel deutlicher im Stadtbild trägt. Zerstörte Häuser, verlassene Straßen, provisorische Container, dazwischen einzelne Neubauten wie Mahnmale. Ein Ort, der innehalten lässt. Und einer, der nicht vergessen werden sollte.



Kaum waren wir hinter Amatrice, meldete sich unser Garmin-Navi wieder mit einer Spezialauswahl: eine dieser „Straßen“, die auf der Karte nach Strecke aussehen – und sich in der Realität als halb verlassener Asphaltfaden durch die Wildnis entpuppen. Kurven, Buckel, Null Verkehr – genau unser Geschmack.



Irgendwann – nach ein paar stillen Bergabschnitten und Fernblicken – tauchten am Horizont zwei markante Städte auf: Spello und Assisi.

  • Spello ist ein mittelalterliches Kleinod an den Hängen des Monte Subasio, bekannt für seine Blumenfeste, engen Gassen und gut erhaltenen römischen Mauern. Ein Ort, der wirkt, als wäre die Zeit dort stehen geblieben – friedlich, verwunschen, ruhig.

  • Assisi, weltberühmt als Geburtsort des Heiligen Franziskus, ist spirituelles Zentrum und Pilgerziel. Die beeindruckende Basilika San Francesco, UNESCO-Welterbe, thront über der Stadt. Auch wenn wir nur aus der Ferne grüßten – ihre Präsenz spürt man.




Mit dem Verlassen der Berge traten wir ein in Umbrien, wo sich die Landschaft weitete – und das Thermometer Richtung 30 Grad kletterte. Gegen Mittag erreichten wir eine kleine Osteria, wie man sie sich wünscht: Schattenplätze, kühles Wasser, eine Tageskarte auf Kreidetafel und hausgemachte Pasta, die den Weg mehr als rechtfertigte.

Danach ging’s weiter nach Norden, Richtung Arezzo, bis zu unserem Tagesziel: Poppi, ein hübscher Ort in der Toskana, eingebettet in sanfte Hügel und mit dem eleganten Castello dei Conti Guidi als Wahrzeichen.

Der Tag endete wie gewohnt: Motorräder abstellen, Ausrüstung aus, Duschen an – und dann ab ins nächste Ristorante.


Fazit des Tages: Ein Tag zwischen alten Wunden, stiller Andacht und heißem Asphalt. Umbrien empfängt uns mit Sonne, Geschichte und Essen wie aus dem Bilderbuch. Die Toskana liegt nun vor uns – und der Heimweg nimmt Form an.

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